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Sind Goldfische wirklich aufmerksamer als wir?
Vermutlich lest ihr diesen Artikel nicht zu Ende. Schließlich weiß jeder, dass unsere Aufmerksamkeitsspanne immer kürzer wird und unsere Konzentrationsfähigkeit immer stärker abnimmt. Acht Sekunden, so hört man, soll unsere durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne sein.
Schuld ist die Digitalisierung. Was sonst? Entsprechend finden sich auch Statistiken, die u.a. den evolutiv bedingten Niedergang unserer Aufmerksamkeitsfähigkeit belegen. Die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne von 12 Sekunden im Jahr 2000 ist auf aktuell acht Sekunden gesunken – also um ein Drittel in nur dreiundzwanzig Jahren! Das ist eine Sekunde weniger als die dem Goldfisch zugeschriebenen neun!
So stand es jedenfalls vor ein paar Jahren noch in renommierten Zeitschriften wie der Times, auch in dem einen oder anderen Buch mit Management-Tipps. Inzwischen rätseln Wissenschaftler und Psychologen, wie diese Statistik in Umlauf gekommen ist, und zum Glück steht fest: Es gibt keine zuverlässige, wissenschaftliche belegende Quelle für diese Aussagen – weder für den Menschen noch für die Goldfische, denen Wissenschaftler übrigens hervorragende kognitive Fähigkeiten attestieren. Eine aktuelle Studie hat sogar gezeigt, dass Goldfische lernen können, ein kleines, auf die Bewegung der Fische reagierendes Roboterfahrzeug an Land zu steuern. Der Goldfisch zeigt, was auch für andere Lebewesen und damit auch den Menschen gilt: Unsere Aufmerksamkeit unterliegt weitgehend der willentlichen Kontrolle. Mit Handy, Netflix, PS5 und Co. werden wir also allerhöchstens wählerischer, wenn es darum geht, wie lange wir bereit sind, einer bestimmten Sache unsere Aufmerksamkeit zu schenken.
In unserer schnelllebigen Welt ist Aufmerksamkeit daher mit Sicherheit eine der wertvollsten Ressourcen. Die Fähigkeit, sich zu fokussieren und über einen längeren Zeitraum auf eine Tätigkeit zu konzentrieren, ermöglicht es uns, Ergebnisse zu erzielen und erfolgreich zu sein. Konzentration ist die Fähigkeit, den Geist auf ein Thema, ein Objekt oder einen Gedanken zu konzentrieren und gleichzeitig alle anderen, nicht damit zusammenhängenden Gedanken, Ideen, Gefühle und Empfindungen aus dem Geist auszuschließen. Klar, unsere Konzentrationsfähigkeit hängt dabei von unterschiedlichsten Faktoren ab – vom Lern-/Umfeld, der Gefühlslage, der Gesundheit, dem Temperament, generell von unseren Fähigkeiten und unserer Lebensweise.
Deshalb ist es umso wichtiger, der Konzentrationsfähigkeit ab und zu auf die Sprünge zu helfen. Wir haben hier ein paar Ideen zusammengefasst, die uns dabei unterstützen und auch Euch helfen sollen, unter schwierigen und auch in Routine-Situationen, in denen man besonders anfällig ist für Unachtsamkeit, die Konzentrationsfähigkeit zu verbessern, um eure volle Leistung abzurufen.
„Iss was Gscheit’s“ – gilt nicht nur bei Iglo. Aber Leistung hat eben auch immer mit guter Ernährung zu tun. Generell gilt: Wählt Lebensmittel, die den Blutzuckerspiegel regulieren, die Energie erhalten und das Gehirn mit Energie versorgen. Das gilt für Obst, Gemüse und ballaststoffreiche Lebensmittel. Reduziert zuckerhaltige Lebensmittel und Getränke, die den Blutzuckerspiegel ansteigen und abfallen lassen und euch schwindelig oder schläfrig machen. Das Gehirn braucht viel gutes Fett, um richtig zu funktionieren. Nüsse, Beeren, Avocados und Kokosnussöl sind eine gute Möglichkeit, gesunde Fette in eure Ernährung einzubauen und eurem Gehirn zu helfen, besser zu funktionieren. Lebensmittel wie Blaubeeren können die Konzentration und das Gedächtnis bis zu fünf Stunden nach dem Verzehr fördern. Grund dafür ist ein Enzym, das die Sauerstoff- und Blutzufuhr zum Gehirn anregt und so das Gedächtnis sowie die Fähigkeit, sich zu konzentrieren und neue Informationen zu lernen, unterstützt. Grünes Blattgemüse wie Spinat enthält Kalium, das die Verbindungen zwischen den Neuronen beschleunigt und unser Gehirn reaktionsfähiger macht.
Und wenn ihr einfach mal durchhängt, viel Stress, Druck oder lange Autofahrten vor euch habt, helfen auch unsere Concentrationgums mit wertvollen und natürlichen Nootropika und neuroprotektiven Wirkstoffen, die Fokus, Konzentration und Wachsamkeit erhöhen.
Hier und jetzt. Es mag sich kontraintuitiv anfühlen, wenn ihr euch nicht konzentrieren könnt, aber denkt daran, dass ihr selbst bestimmt, worauf ihr euch konzentrierst. Es ist schwer, sich zu konzentrieren, wenn ihr ständig in der Vergangenheit seid und euch Gedanken über die Zukunft macht. Auch wenn es nicht einfach ist, solltet ihr euch bemühen, die vergangenen Ereignisse loszulassen. Erkennt die Auswirkungen, was ihr gefühlt habt und was ihr daraus gelernt habt, und lasst es dann los. Wir wollen unsere geistigen Ressourcen darauf trainieren, uns auf die Details dessen zu konzentrieren, was im Moment wichtig ist. Unsere Gedanken bewegen sich in die Richtung, auf die wir uns konzentrieren wollen.
Fokus – eins nach dem anderen. Wenn wir versuchen, mehrere Tätigkeiten gleichzeitig auszuführen, fühlen wir uns produktiv. Es ist aber auch ein Rezept für weniger Fokus, schlechte Konzentration und geringere Produktivität. Und geringere Produktivität kann zu Burnout führen. Am Ende leidet darunter auch die Qualität Deiner Arbeit.
Schluss mit Ablenkungen. Wie können wir uns besser konzentrieren, wenn wir ständig mit Informationen bombardiert werden? Plant feste Zeiten für eine bestimmte Aufgabe oder Aktivität. Seid glasklar gegenüber Eurem Umfeld, dass ihr in dieser Zeit in Ruhe gelassen werdet, oder geht an einen ruhigen Ort. Bedeutet auch: Keine social Media und Apps, kein Messenger, kein Handy. Wie in Harvard Business Review beschrieben, ist die kognitive Leistungsfähigkeit deutlich besser, wenn das Telefon nicht nur ausgeschaltet, sondern außer Sichtweite ist.
Ausreichend schlafen. Spannend: Die Forschung hat gezeigt, dass elektronische Geräte wie Handy, Fernseher, etc., Licht in Richtung des blauen Endes des Spektrums aussenden. Dieses Licht stimuliert die Netzhaut der Augen und verhindert die Ausschüttung von Melatonin, das die Schlafvorbereitung im Gehirn fördert. Verwende einen Filter oder eine “Blaulicht”-Brille, um dieses blaue Licht zu minimieren, oder vermeide alle elektronischen Geräte vor dem Schlafengehen. Andere Möglichkeiten, den Schlaf zu verbessern, bestehen darin, den ganzen Tag über ausreichend zu trinken, Tagebuch zu schreiben oder Atemübungen zu machen, um den Geist zu beruhigen, und eine vorhersehbare Schlafroutine und einen Zeitplan zu erstellen.
Hört auf eure innere Uhr. Man sollte seinen eigenen ultradianen Rhythmus erkennen, also herausfinden, wann man am produktivsten ist, um genau dann Projekte anzugehen, die ein hohes Maß an Kreativität, Problemorientierung und Entscheidungsfindung erfordern. Kümmert euch also in euren Momenten der Hochform um die schwierigen, herausfordernden und komplexen Angelegenheiten. Routineaufgaben, einfachere Probleme und Dinge, die weniger Denkarbeit und Kreativität erfordern, könnt ihr euch dann für die ultradianen Ruhezeiten aufheben. Diese Zeit ist eine Art Erholungsphase für eure Konzentration. Wenn man also produktiver arbeiten möchte, muss man seine ultradianen Zyklen kennen. Herauszufinden, wie die eigene innere Uhr tickt, ist einfacher, als ihr vielleicht glaubt.
Pausen machen. Das mag kontraintuitiv erscheinen, wenn ihr euch aber lange Zeit auf etwas konzentrierst, kann es sein, dass eure Konzentration nachlässt – Beispiel lange Autofahrten. Es fällt euch vielleicht immer schwerer, eure Aufmerksamkeit der Aufgabe zu widmen. Forscher/innen haben herausgefunden, dass unser Gehirn dazu neigt, Quellen ständiger Stimulation zu ignorieren. Wenn ihr kleine Pausen einlegt und eure Aufmerksamkeit auf eine andere Aufgabe lenkt, kann sich eure Konzentration danach deutlich verbessern. Wenn ihr das nächste Mal an einem Projekt arbeitet, macht eine Pause, wenn ihr anfangt, euch festgefahren zu fühlen. Bewegt euch, sprecht mit jemandem oder wechselt sogar zu einer anderen Art von Aufgabe. Ihr werdet mit einem fokussierteren Geist zurückkommen und eure Leistung aufrechterhalten.
Bewusst atmen. Meditieren oder Achtsamkeitsübungen sind nicht jedermanns Sache, können aber das Wohlbefinden und die geistige Fitness stärken und die Konzentration verbessern. Während der Meditation wird unser Gehirn ruhiger und unser ganzer Körper entspannt sich. Wir konzentrieren uns während des Prozesses auf unseren Atem, damit wir nicht von unseren Gedanken abgelenkt werden. Mit etwas Übung lernt ihr, euren Atem zu nutzen, um eure Aufmerksamkeit wieder auf eine bestimmte Aufgabe zu lenken.
Geht spazieren! Wenn Pflanzen bereits in Büroräumen die Konzentration und Produktivität steigern können, wie gut wird euch dann erst recht ein Spaziergang in der Natur tun? Klingt vielleicht lustig, aber wenn ihr euch Zeit nehmt, um im Park spazieren zu gehen oder die Pflanzen oder Blumen im Garten zu bewundern, kann das die Konzentration steigern und helfen, sich erfrischt zu fühlen.
Trainiert euer Gedächtnis. Gehirntrainingsspiele verbessern die kognitiven Fähigkeiten, inklusive Konzentration, und können helfen, Arbeits- und Kurzzeitgedächtnis sowie eure Verarbeitungs- und Problemlösungsfähigkeiten zu verbessern. Beispiele für solche Spiele sind Puzzlespiele, Sudoku, Schach und anregende Videospiele. Nicht jeder muss sich gleich sieben Stunden am Stück konzentrieren, um wie die Frankfurter Gedächtniskünstlerin Susanne Hippauf mit 15.637 auswendig aufgezählten Nachkommastellen der Zahl Pi einen deutschen Rekord aufzustellen. Aber der Vorteil eines solchen Trainings liegt klar auf der Hand.
Bewegt euch! Untersuchungen haben ergeben, dass Sport den Dopamin-, Noradrenalin- und Serotoninspiegel im Gehirn erhöhen kann, was sich wiederum auf die Konzentration und Aufmerksamkeit auswirkt. Menschen, die sich in irgendeiner Form bewegen oder Sport treiben, schneiden bei kognitiven Aufgaben besser ab als Menschen mit einer schlechten körperlichen Gesundheit. Mens sana in corpore sano. Uraltweisheit.
Nehmt euch Zeit für Musik und Naturgeräusche. Es ist erwiesen, dass Musik eine therapeutische Wirkung auf unser Gehirn hat. Leichte Musik kann uns helfen, uns besser zu konzentrieren, aber manche Musik kann uns auch ablenken. Experten sind sich einig, dass klassische Musik und Naturgeräusche wie fließendes Wasser eine gute Wahl für die Konzentration sind, während Musik mit Text und menschlichen Stimmen ablenken kann. Zahlreiche Apps und Dienste bieten Hintergrundmusik und Soundscapes an, die für verschiedene Arten von Konzentration und Arbeitsanforderungen geeignet sind.
Setzt euch Prioriäten, und zwar jeden Tag auf’s Neue. Schreibt auf, was ihr jeden Tag erreichen wollt, am besten schon am Vorabend, und setzt euch eine einzige Priorität, die ihr unbedingt erreichen wollt. Das hilft eurem Gehirn, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, indem ihr die großen Aufgaben zuerst erledigt und die kleinen Dinge auf später verschiebt. Unterteilt große Aufgaben in kleinere Abschnitte, damit ihr euch nicht überfordert. Prioritäten als solche zu erkennen, kann wirklich dabei helfen, Ängste abzubauen, und das Erreichen kleiner täglicher Ziele kann euer Gehirn auf Erfolg trimmen.
Schafft Raum für die Arbeit. Schafft euch, wenn möglich, einen ruhigen, eigenen Raum für die Arbeit. Nicht jeder kann ein gut ausgestattetes Büro haben, aber Schreibtisch-Organizer, geräuschdämpfende Kopfhörer, ein verstellbarer Monitor und eine regelbare Beleuchtung können helfen. Räumt Unordnung aus dem Blickfeld, macht es so ergonomisch und bequem wie möglich und versucht, euren Raum sauber und gut belüftet zu halten.
Verwendet einen Timer. Ihr könnt euer Gehirn darauf trainieren, sich auf nur eine Aufgabe zu konzentrieren, indem ihr einen Timer oder einen Handyalarm benutzt. Überlegt euch zunächst, welche Aufgabe ihr erledigen wollt. Stellt euren Timer auf 20 Minuten. Wenn der Wecker klingelt, macht eine kurze Pause von fünf Minuten. Geht spazieren oder macht ein paar Dehnübungen, dann stellt den Timer zurück und beginnt von vorne. Probiert’s aus – ihr wäret nicht die Ersten, die von dieser Technik, die Konzentration zu verbessern profitieren würden.
Die Konzentration zu verbessern, schafft niemand von heute auf morgen. Profisportler/innen nehmen sich viel Zeit zum Üben, damit sie sich konzentrieren und im richtigen Moment die richtige Bewegung ausführen können, um Spitzenleistungen zu erzielen. Genauso wie Chirurgen, Fluglotsen oder Beschäftigte der Luftrettung.
Der erste Schritt, um eure Konzentration zu stärken, ist zu erkennen, wie sie sich auf euer Leben auswirkt. Wenn ihr Schwierigkeiten habt, euren Verpflichtungen nachzukommen, euch ständig von unwichtigen Dingen ablenken lasst oder eure Ziele nicht erreicht, ist es an der Zeit, euch Hilfe bei der Konzentration zu holen, damit ihr euch auf das konzentrieren könnt, was euch am wichtigsten ist. – Und sollte irgendjemand einmal eure Konzentrationsfähigkeit mit der eines Goldfisches vergleichen, dann wisst ihr, dass das ein Kompliment sein muss.